Sicher mag mancher müde Werktätige nach getaner Arbeit stets brav auf direktem Weg nach Hause gehen. Andere wieder brauchen erst mal irgendwo ein schnelles Bier, um abzuschalten. Iren gefällt das beides nicht so recht. Erstens gehört der Einkehrschwung in ein Pub zum Heimweg eigentlich unbedingt dazu – und zweitens steht das perlende Pint nie sofort vor dem Durstigen, sobald er das Lokal betritt. Schließlich dauert das Zapfen eines Guinness vier Minuten und keine kürzer. Bezahlt wird sofort am Tresen, auch das ist ein Muss in der irischen Trinkkultur.
Betritt der Gast das irische Pub am frühen Abend, steht er mit Fremden und Freunden herum oder hockt in urigen Sitzecken, die snugs genannt werden. Wer nicht nur reden will, macht später mit bei spontaner Musik: Oft hat einer ein Instrument dabei, andere hören nur zu; ein bisschen warten muss man allerdings auch hier wie zuvor auf das Bier, denn die Sessions gehen meist erst nach neun Uhr am Abend los. Vor allem in der Grafschaft Clare sind solche spontanen Konzerte gefragt. Bei dieser Party können dann schon ein paar Pints zusammenkommen – wem das zu viel ist, der ordert halt nur “half a pint” oder ein Glas. Es heißt, dass Frauen zuweilen den Cider bevorzugen, auch ohne hessischen Apfelwein oder französischen Cidre gewohnt zu sein; gut möglich, dass sie nur wegen der schlanken Linie das Nationalgetränk Guinness verweigern.
Auf dem Land trifft man häufig auf Pubs, in denen praktischerweise gleich ein Dorfladen integriert ist; viele Gebäude bestehen nach wie vor aus Fachwerk, manche haben einen abgetrennten Restaurantteil; in Cork findet sich übrigens eine der längsten Theken von ganz Irland. Von allem gibt es natürlich auch Ausnahmen. Pubs ohne Musik oder mit schroffer Bedienung – aber in der Regel ist das Ambiente behaglich, die Möblierung altmodisch und rustikal, gibt es feine kleine Gerichte und ziemlich lustige Leute.